„Die Ideen laufen mir im Alltag über den Weg“
12. Dezember 2020Zankapfel Gendern
20. Februar 2021Das Waldviertler Dorf Armschlag im südlichen Waldviertel setzt seit drei Jahrzehnten auf den Anbau und Verkauf von Mohn und hat damit für seine bescheidene Größe einen erstaunlich hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Die Hauptattraktion des Dorfes, die zahlreiche Besucher anziehen, sind die Mohnfelder. Die herrlich bunten Blumen blühen allerdings nur wenige Wochen im Jahr, vorwiegend im Juli. Armschlag ist lediglich einen Kilometer lang, hat hundert Einwohner und besteht aus 35 Häuser. Fünf Bauern bepflanzen 15 Hektar mit Mohnsamen und ernten in guten Jahren bis zu 15 Tonnen Mohn, den sie hier verarbeiten und verkaufen.
Mohn wurde einst an der Londoner Börse gehandelt
Mohn hat hier seit 700 Jahren Tradition Das ist verbürgt durch Aufzeichnungen und historische Verträge über Bauernhofübergaben aus dem Stift Zwettl. Die Pflanze war im Waldviertel ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und wurde bis in die 1930er Jahre an der Londoner Börse gehandelt. Im II. Weltkrieg war es den Bauern verboten, Mohn anzupflanzen, oder sie mussten ihre Ernte abliefern. Wer sich etwas davon abzweigte, riskierte sein Leben. Dafür gab es die Bezeichnung „Galgenstrudel“. Nach dem Krieg wurde Mohn nur noch für den Eigenbedarf angebaut, da der Verkauf für Landwirte nicht rentabel war. Erst in den 1980er Jahren zeigten Bauern wieder Interesse an Sonderkulturen.
Ein Mohnschnuller für das Jesuskind
Die barocke Pfarrkirche in Armschlags Nachbarort Grainbrunn beherbergt ein regionales Kuriosum: Ein Gnadenbild von 1517 zeigt Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm, das wiederum einen Mohnschnuller, oder wie man hier sagt, einen Mohnzuzler in der Hand hält. Das wertvolle Holztafelbild beweist, wie sehr der Mohn im Waldviertel verankert ist. Übrigens: Beim Mohnzuzler handelte es sich um ein Leinensackerl, das mit gemahlenem Mohnsamen befüllt und für Kinder unbedenklich war.