Umwerfend ist er, der Ausblick von der Besucher-Plattform am Wolfsbergkogel in der niederösterreichischen Gemeinde Semmering. Die Augen wandern immer wieder aufs Neue von links nach rechts über das Kalte Rinne-Viadukt, die Polleroswand, das Krausel Klause-Viadukt bis nach Breitenstein und wieder zurück. Sie folgen einem Bindeglied aus Stahl, dem Schienenstrang der Semmeringbahn. Dahinter erheben sich mächtig die Rax und der Schneeberg.
Alpenpanorama verzierte Briefmarken und Banknoten
Dieses Alpenpanorama wurde im letzten Jahrhundert mehrfach auf Briefmarken und Banknoten gedruckt. Am bekanntesten ist die Abbildung auf der Rückseite des vorletzten (1968 bis 1989) 20-Schillingscheins. Auf der Vorderseite war Carl Ritter von Ghega (1802–1860) verewigt, der gebürtige Venezianer ist der Erbauer der Semmeringbahn. Mit der ersten Hochgebirgsbahn der Welt vollbrachte er eine technische Meisterleistung im frühen Industriezeitalter. Das Wunderwerk der Technik bildet eine perfekte Symbiose mit der umgebenden Natur und überwindet eine Höhendifferenz von 457 m. Auf 41 km Länge passiert die Bahn 15 Tunnel und überquert 16 Viadukte sowie 100 Brücken.
Der Semmering als größte Herausforderung
Als Wien und Triest Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer Bahnlinie direkt verbunden werden sollten, gab es ein großes Hindernis: Den Semmering. Die Experten waren sich uneins wie sie diese Herausforderung meistern könnten. Schließlich setzte sich Ghega mit seinen Plänen durch. Unter der Leitung des Ingenieurs wurde 1848 mit dem Bau der Strecke begonnen, rund 20 000 Arbeiter waren im Einsatz. Etwa 1000 von ihnen starben während dieser Zeit, einige bei Unfällen, noch mehr durch Seuchen. Trotzdem, nach lediglich sechs Jahren war der Abschnitt fertiggestellt. Die ideale Gebirgslokomotive wurde wegen dieser Trasse von Wilhelm Freiherr von Engerth (1814–1884) konstruiert. 1853 querte sie erstmals erfolgreich die gesamte Strecke, 1854 wurde sie für die Allgemeinheit eröffnet.
Die Bahn und ihre Umgebung wurden 1998 mit dem Prädikat UNESCO-Weltkulturerbe geadelt. Das fulminante Panorama, das man vom Wolfsbergkogel aus genießen, kennt man seit 1968 unter der Bezeichnung 20-Schilling-Blick.